2013-04-23 20:00 Der grosse Mumpitz - Zur Sprachpolitik der 'Political Correctness' - Vortrag und Diskussion mit Magnus Klaue

Mögen sich ihre Exponenten auch als Angehörige einer vom 'Mainstream' diffamierten Minderheit fühlen, die Zustimmung zu dem von Familienministerin Kristina Schröder lancierten Vorschlag, Kinderbücher nach Maßgabe politischer Korrektheit zu zensieren, beweist ebenso wie die Häme über den Chauvinismus eines seit je indiskutablen FDP-Politikers, dass die sich als Sprachkritik missverstehende autoritäre Doktrin des Antisexismus und Antirassismus in weiten Teilen der Gesellschaft zur Alltagsreligion geworden ist. Da ihre Apologeten entgegen der eigenen Überzeugung weder sprach-, noch geschlechter- oder sonstwie sensibel, sondern blind gegenüber dem Konstitutionverhältnis zwischen Geschichte, Gesellschaft, Subjekt und Sprache sind, möchte der Vortrag anhand einer Kritik der linken Sprachpädagogik dieses Konstitutionsverhältnis detailliert entfalten.

Gezeigt werden soll, weshalb gerade eine Auffassung, die Sprache nur als "Konstruktion" denken kann, eine postmoderne Form von Aberglauben und Magie hervorbringen muß, derzufolge Sprache, eben weil sie alles und jedes "konstruiert", zugleich das Zaubermittel sei, mit dem sich alles nach eigenem Gutdünken manipulieren lässt. Dieser Annahme, die Sprache auf Propaganda im Dienst der guten oder schlechten Sache reduziert, soll ein Begriff von Sprache entgegengehalten werden, der als deren Wesentliches ihr Unverfügbares ansieht, jenes Moment des Ausdrucks, in dem sie über ihren Zweck ebenso hianusweist wie über ihre Funktion als Bedeutungsträger. Kaum zufällig ist dieses Ausdrucksmoment nicht denkbar ohne den ästhetischen Schein, der jedes Wort in etwas anderes als das nur von ihm Bezeichnete verwandelt, und dem im Subjekt die Fähigkeit zur Einbildungskraft entspricht.

Weil die Sprachpädagogik nicht nur der Sprache ihr Ausdrucksmoment, sondern auch den Subjekten jene Fähigkeit austreiben will, tritt sie mit Vorliebe dort in Aktion, wo der materiale Triebgrund der Sprache, die Erinnerung an sinnliche und leibliche Bedürfnisse, virulent zu werden droht: bei der Sprache des Sexus und der Kindheit.

Magnus Klaue ist Literaturwissenschaftler und freier Publizist. Er lehrte von 2003 bis 2008 an der Freien Universität Berlin, ist Redakteur des Feuilletons der Jungle World und u.a. Autor für die FAZ, den Freitag und die Bahamas.

Veranstalter: Referat für politische Bildung, Referat für Öffentlichkeit

Dienstag, 23. April 2013
20 Uhr
Hörsaal 8 (Hauptgebäude der Universität Bonn)

Eintritt frei

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