AStA kritisiert Sigmar Gabriels Lehrauftrag

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Die zweite Vorlesungswoche an der Universität Bonn beginnt mit der neuen Vorlesungsreihe des ehemaligen Außenministers Sigmar Gabriel. Während das Rektorat sich über die Politprominenz freut, kritisiert die Studierendenschaft diese Berufung.

Für Sarah Mohamed (Juso-HSG), Vorsitzende des Bonner AStA, mangelt es dem ehemaligen Außenminister eklatant an Vorbildfähigkeit: „Außer einem großen Namen bringt Gabriel nicht viel mit: Sein Zickzackkurs bei den Russland-Sanktionen, der kritiklose Einsatz für TTIP samt privaten Schiedsgerichten und für Vorratsdatenspeicherung und nicht zuletzt der Höchststand an deutschen Waffenexporten, auch in Bürgerkriegsländer – nichts davon zeugt von sonderlicher Rücksicht auf menschliche Interessen gegenüber wirtschaftlichen Vorteilen.“ Das mangelnde Bewusstsein der Universität und des Instituts für Politische Wissenschaft und Soziologie für die Problematik der Ernennung Gabriels zum Lehrbeauftragten verwundert Mohamed.

Auch der Referent für Politische Bildung, Anton Berstein (LUST), sieht Sigmar Gabriel als unpassend für die Lehre in Bonn. Er kritisiert: „Während Gabriel zahlreiche islamische Despoten mit Selbstverständlichkeit hofierte, verschlechterte sich durch ihn die Beziehung zur einzigen Demokratie im Nahen Osten enorm. Zustimmend wurde er von der Terrororganisation Hamas für seine Fake News zitiert, wonach Israel ein 'Apartheid-Regime' betreibe, was ihn bislang nicht dazu bewogen hat, sich von seiner antizionistischen Haltung zu distanzieren.“

Bereits bei der Einrichtung der Kissinger-Professur mit Geldern unter anderem des Verteidigungsministeriums wurde die Kritik der Studierendenschaft sowie mehrerer zivilgesellschaftlicher Initiativen nicht ernst genommen; im Vordergrund standen für die Universität lediglich Kissingers Bemühungen um die Beziehungen zu Russland, nicht seine Kriegsverbrechen in Südostasien und Südamerika. Auch in der Causa Gabriel werden aus Sicht des AStA nur seine (außen)politischen Erfahrungen, nicht aber deren moralische Implikationen beachtet.

„Die Ernennung von Herrn Gabriel erinnert stark an Situation der Einrichtung der ‚Kissinger-Professur’“, bemerkt Sander Hartkamp (GHG), stellvertretender Vorsitzender des AStA. „Die Bonner Universität hat offenbar einen Hang dazu, Menschen zu ehren, die sie selbst höchstens als ‚ambivalent‘ betrachtet, die allerdings in ihrer politischen Laufbahn vor allem durch Intransparenz und ein verstörendes Verhältnis zu Industrie und Krieg im Gegensatz zu Menschlichkeit aufgefallen sind.“