Der Bolognaprozess

Der Bolognaprozess ist die Bestrebung der EU, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen, der Studierenden einen Mobilitätszuwachs verspricht und die Vergleichbarkeit der Abschlüsse garantiert. Dies soll durch die Einführung eines Leistungspunktesystems (ECTS) und zweistufige Studiengänge (BA/MA) garantiert werden. Der Prozess sollte bis 2010 abgeschlossen sein.

Ursprünglich hatte der Bolognaprozess emanzipatorisches Potenzial und hätte mit entsprechenden Anpassungen eine Bereicherung für die Studierenden Europas darstellen können. Er wurde jedoch eindimensional neoliberal ausgedeutet und umgesetzt. Die derzeitigen Veränderungen im deutschen Hochschulwesen sind Folge dieser Interpretation des Bolognaprozesses, die den europäischen Hochschulraum als Standortfaktor betrachtet, der nach wirtschaftlichen Ansprüchen ausgestaltet werden soll, ganz wie in der Lissabonstrategie geplant. Daraus folgt die Schaffung eines Bildungsmarktes, auf dem nach Verwertungslogik ausgewählt wird, wer brauchbar ist und wer nicht. Dieses Leitbild verdrängt kritische und auf den ersten Blick unprofitable Wissenschaft, fördert den privatwirtschaftlichen Einfluss auf die Hochschulen und die Konkurrenz der Universitäten um Studierende, die so zu Kunden der Hochschulen werden.

Dieses Verständnis von Bildung vernachlässigt deren emanzipatorische Dimension und steht damit unserem Bildungsverständis konträr gegenüber. Der Bonner AStA setzt sich zum Ziel, die Zusammenhänge zwischen nationalen Veränderungen im Hochschulwesen und europäischen Bestrebungen darzustellen und den Studierenden alternative Interpretationen anzubieten, um sie zur Kritik am herrschenden Bildungsverständis zu befähigen.