Offener Brief: Solidarität mit allen Studierenden aus Kriegs- und Krisengebieten!
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In der letzten Zeit haben Menschen in Deutschland sehr viel Bereitschaft gezeigt, flüchtende Menschen aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine zu unterstützen. Dies zu tun ist richtig und muss getan werden. Solidarität sollte aber keine Grenzen bzw. Nationalitäten kennen. Leider wird immer wieder darüber berichtet, wie Menschen an den Grenzen die Ausreise aus der Ukraine verwehrt wird, wenn diese nicht den europäischen Vorurteilen davon entsprechen, wie eine Person auszusehen hat, die zu Europa gehört. Menschen ohne ukrainischen Pass werden immer wieder mit solchen Diskriminierungsformen, auch jetzt mitten in der Krise, konfrontiert. Wenn diese Menschen es doch schaffen, das Kriegsgebiet zu verlassen, wird die Unterstützung wieder von institutionellen und nationalen Grenzen abhängig.
Deutsche Universitäten sind bereit, Menschen aus der Ukraine so zu unterstützen, sodass sie ihr Studium fortsetzen können. Diese Unterstützung wird aber von einem ukrainischen Pass abhängig gemacht. Studierende, die in der Ukraine eingeschrieben waren, scheinen in der kolonialen und rassistischen Logik der Universitäten nicht dasselbe Recht zu haben, ihr Studium in Deutschland weiterzuführen. Wir als BIPoC-Referat stellen uns gegen ein solches Vorhaben, das von rassistischen Vorstellungen Solidarität abhängen lässt. Die koloniale und rassistische Basis an deutschen Universitäten muss abgeschafft werden.
Dafür fordern wir:
● Unterstützung ALLER Studierenden aus ALLEN Krisengebieten bei der Fortsetzung ihres Studiums in Deutschland. Diese Unterstützung sollte unabdingbar sein und keinen Nationalpass erfordern!
● Angebot von inhaltlichen und sprachlichen Kursen für ALLE Studierende, die Interesse haben, in Deutschland ihr Studium fortzusetzen, damit sie eine Zukunftsperspektive haben. Ausweitung des Angebots eines englischsprachigen Studiums auf alle Studiengänge, damit geflüchtete Studierende, ohne zuerst Deutsch lernen zu müssen, unmittelbar weiterstudieren können!
● Beratung für ALLE Studierenden aus Kriegs- und Krisengebieten, die sich darüber informieren wollen, wie sie ihr Studium weiter in Deutschland fortsetzen können. Frühzeitige und öffentlichkeitswirksame Kommunikation über diese Beratungsmöglichkeiten an Geflüchtete! ● Bürokratische Hürden abbauen!
● Informationen für ALLE Studierenden aus Kriegs- und Krisengebieten über andere Möglichkeiten, ihr Studium weiter zu verfolgen, sollte dies nicht in Deutschland möglich sein.
● Angebote psychologischer Beratung für Studierende aus Kriegs- und Krisengebieten, die durch die Erfahrung sehr belastet sind, damit diese Belastung ihren Weg zum Studium nicht unmöglich macht.
● Vernetzungsangebote zwischen Studierenden aus Kriegs- und Krisengebieten und Studierenden an deutschen Universitäten.
● Kooperation zwischen Universitäten, um Kräfte zu bündeln!
Wir schließen uns darüber hinaus den konkreten Forderungen von Pro Asyl an. Wir fordern deswegen:
● Aufenthaltssicherheit auch über den 23. Mai hinaus
● Erteilung des §16b AufenthG für alle Personen mit Studienplatzangebot in Deutschland
● Eine EU-Initiative für die Möglichkeit der Studienfortführung in allen EU-Ländern
● Unbürokratische Möglichkeiten zur Studiumsaufnahme, Stipendien & Sonderprogramme
BIPoC-Referat, AstA, Universität Bonn, März 2022