Finanzierung der Hochschulen

Die Hochschulen in NRW befinden sich seit Jahren in einem Zustand der chronischen Unterfinanzierung.  Bei der Finanzierung wird grundsätzlich zwischen Grundmitteln und Drittmitteln unterscheiden: Grundmittel bekommen die Hochschulen von den Ländern um ihre  Aufgaben in Forschung und Lehre wahrnehmen zu können. Darüber hinaus können Hochschulen von weiteren Geldgebern Drittmittel einwerben. Dies ist besonders in der Forschung und in anwendungsnahen Fächern möglich.  Bei den meisten Drittmitteln handelt es sich um Gelder der öffentlichen Hand, die über verschiedene Einrichtungen, v.a. über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vergeben werden. Durch die unzureichende Finanzierung mit Grundmitteln, werden Drittmittel immer wichtiger, weswegen sich die Universitäten eher auf Forschung denn auf Lehre konzentrieren. Des Weiteren eher auf „lukrative“ Fächer als darauf, eine Fächervielfalt aufrecht zu erhalten. So hat die Uni Bonn die Schwerpunkte Mathematik, Physik/Astronomie, VWL, Biowissenschaften, Philosophie und Geographie, während v.a. an der Philosophischen Fakultät mehrere kleine Fächer in Ihrer Existenz bedroht sind (s.  link Fächervielfalt).

Diese Trends werden durch folgend beschriebene Maßnahmen verschärft, die zum Teil eine begrüßenswerte Mehrfinanzierung der Hochschulen darstellen, jedoch finanziell unzureichend sind und keine grundsätzliche Ausfinanzierung der Hochschulen zum Ziel haben. Der Großteil dieser Gelder wurde indes lediglich umverteilt bzw. politisch umetikettiert.

Leistungsorientierte Mittelvergabe

In NRW werden 20% der Grundmittel nach leistungsabhängigen Kriterien vergeben. Für Universitäten sind diese Kriterien: AbsolventInnenzahlen (50%), PromovendInnenzahlen (10%) und Drittmittel (40%). Universitäten, die im Rennen um Drittmittel schlecht abschneiden werden also doppelt benachteiligt. Darüber hinaus gibt es einen Bonus bzw. eine Malus für Erfolge bzw. Misserfolge im Bereich der Gleichstellung. 

Exzellenzinitiative

Die Exzellenzinitiative ist ein Förderprogramm für deutsche Universitäten. Universitäten können sich dabei in drei Kategorien, sogenannten Förderlinien, bewerben:

In der ersten Förderlinie, den Graduiertenschulen, wird die DoktorandInnenausbildung in einem Fachgebiet gefördert. Die Uni Bonn war hier in den Fächer Physik/Astronomie und VWL erfolgreich.

In der zweiten Förderlinie, den sogenannten Exzellenzclustern, geht es um die Forschung zu einzelnen Fachgebieten. In Bonn erhielt einen Exzellenzcluster im Fach Mathematik.

In der dritten und wichtigsten Förderlinie, den Zukunftskonzepten, werden ganze Universitäten gefördert. Die hier geförderten Unis gelten inoffiziell als „Elite-Universitäten“. Es konnten sich nur Universitäten bewerben, die in den anderen beiden Förderlinien bereits erfolgreich waren. Die Uni Bonn hat sich beworben, blieb jedoch erfolglos.

Bisher wurden Projekte mit insgesamt 1,9 Milliarden Euro gefördert. Bis 2012 sollen weiter Projekte mit einen Umfang von 2,7 Milliarden Euro gefördert werden. Auch die Uni Bonn wird sich wieder in allen  drei Bereichen bewerben. Das neue Zukunftskonzept, mit dem die Uni auf mehr Erfolg hofft.  trägt den Titel „Research in Responsibilty“. Der AStA möchte sich dafür einsetzten, dass forschungsbezogene Lehre und kleine Fächer in der Bonner Bewerbung eine große Roll spielen. Auch wenn eine Bewerbung für einzelne wohl alternativlos ist, kritisiert der AStA die Exzellenzinitiative:

Das politische Ziel der Exzellenzinitiative besteht darin, deutsche Universitäten an der internationalen Spitze zu etablieren. Denn in internationalen Forschungsrankings, wie Shanghai-Ranking, finden sich keine deutschen Universitäten auf den vorderen Plätzen. Dabei wird oft übersehen,  dass dies nicht bedeutet, dass die deutschen Universitäten schlechter sind: Denn zum einen ist das deutsche Hochschulsystem bislang weniger ausdifferenziert gewesen als die Hochschulsysteme anderer Staaten, in denen es wenige Eliteuniversitäten und viele weniger angesehene Hochschulen gibt. Daher finden sich zwar keine deutschen Hochschulen in der Spitzengruppe, dafür hingegen mehrere im oberen Mittelfeld. So liegt die Universität Bonn im Shanghai-Ranking auf Platz 99. Zum anderen findet in Deutschland viel Spitzenforschung formal außerhalb der Universitäten statt, z.B. an den Max-Plank-Instituten. Diese Forschung wird dann in solchen Rankings nicht berücksichtigt.

Zuletzt lässt sich die finanzielle Ausstattung einzelner deutscher Universitäten nicht mit den wesentlich höheren Budgets der einzelnen internationalen Elitehochschulen vergleichen, woran sich auch durch die Exzellenzinitiative nichts ändern wird.

Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass es bei der Exzellenzinitiative vor allem um Forschung und nicht um Lehre geht: Sowohl bei den Exzellenzclustern als auch bei den Zunkunfskonzepten stand ausschließlich die Forschung im Focus. Zukünftig soll bei den Zukunfstkonzepten auch sogenannte „forschungsorientierte Lehre“ eine Rolle spielen.  Dennoch wird der Schwerpunkt weiterhin in der Forschung liegen.  Auch ist die Auswahl der Fächer einseitig: Von den bisher 38 bewilligten Exzellenzclustern sind lediglich sechs geisteswissenschaftlich.

 

Außerdem handelt es sich bei einem Großteil der Gelder, die für die Exzellenzinitiative bereitgestellt werden,  um Mittel, welche dem Bildungssystem an anderer Stelle entnommen wurden. Von daher kann von einer Mehrinvestition in Bildung durch die Exzellenzinitiative kaum die Rede sein.

 

Ein sinnvolles Ziel wäre es, in der Breite gute Forschung und Lehre an Universitäten zu ermöglichen an statt sich auf vermeintliche „Leuchttürme“ zu konzentrieren.

Hochschulpakt 2020

Bis 2020 werden 275000 neue StudienanfängerInnen erwartet. Bund und Länder stellen gemeinsam Mittel bereit, mit denen zusätzliche Studienplätze finanziert werden.  Das Problem, der Unterfinanzierung der bereits vorhandenen Studienplätze wird damit jedoch nicht gelöst. Auch für die geplante Schaffung zusätzlicher Studienplätze wird das finanzielle Volumen des Hochschulpakts als unzureichend  gesehen. Dabei wird die Förderung für alle bereits von der DFG geförderten Forschungsprojekte um 20% erhöht. Diese pauschale Erhöhung der finanziellen Mittel für ohnehin schon geförderte Projekte zeigt, dass es auch hier darum geht, Elitenbildung zu verstärken.

Studiengebühren

Studiengebühren sind ein weiteres Zeugnis eines auf breiter Front bestehenden politischen Unwillen mehr in Bildung zu investieren, bzw. Ausgaben in Bildung als Investition in die Zukunft zu sehen.

Dabei verstärken Studiengebühren die ohnehin hohe Selektivität des deutschen Bildungssystems, indem sie ökonomisch schlechter gestellten das Studium erschweren oder sie von einem Studium abschrecken. Sie widersprechen damit dem Ziel, mehr Menschen ein Hochschulstudium zu ermöglichen.

Position des AStA

Der AStA fordert eine öffentliche Ausfinanzierung der Hochschulen. Nur so kann flächendeckend gute Lehre und Forschung ermöglicht werden. Es ist nicht akzeptabel, dass nur ein kleiner Teil der Studierenden an „Eliteunis“ studieren soll, während der Großteil der Studierenden an unterfinanzierten Massenhochschule ausgebildet wird.  Auch innerhalb der Uni Bonn bringt es den Studierenden insgesamt wenig, wenn eine kleine Gruppe von uns besonders gefördert wird, während der Rest sich, sprichwörtlich um Seminarplätze kämpfend, mit einer unterfinanzierten Lehre herumschlägt. Lehre und Forschung sowie unterschiedliche Fachbereiche müssen bei der Hochschulfinanzierung gleichermaßen berücksichtigt werden. Nur wenn eine Ausfinanzierung in der Breite gegeben ist, kann Spitzenförderung von nachhaltigem Erfolg gekrönt sein. Studiengebühren sind aufgrund ihrer sozialselektiven Wirkung ein vollkommen verkehrter Weg in der Hochschulfinanzierung.